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Den Lehrern reicht`s – Bildungspolitik beim Beeskower Gespräch

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Den Lehrern reicht`s – Bildungspolitik beim Beeskower Gespräch

„Es reicht!“ 1000 Brandenburger Lehrerinnen und Lehrer ante portas! Der angekündigte öffentliche Protest gegen unerträgliche Arbeitsbedingungen an den Schulen in der Landeshauptstadt und das „Beeskower Gespräch“ mit Ministerin Dr. Martina Münch fielen zeitlich fast zusammen.Das erklärt den vollen Saal in der Beeskower Stadtbibliothek – auf die Barrikaden gingen die der Einladung von Landtagsabgeordneten Peer Jürgens gefolgten Lehrer, Eltern und an Bildungspolitik interessierten Beeskower aber nicht. Vielmehr wurde gemeinsam nach den Ursachen gesucht, warum die Lage an den Schulen sich immer schwieriger gestaltet, warum die Pädagogen die Grenzen ihrer Belastbarkeit erreichen. Direktor Teichert vom Rouanet-Gymnasium der Kreisstadt beklagte, dass keine jungen Lehrkräfte gewonnen werden können. „Von all den vielen Referendaren, die in den 21 Jahren meiner Dienstzeit an unserem Haus waren, ist nur ein einziger zurückgekommen.“ Eine Situation, die nicht nur für den pädagogischen Nachwuchs gilt! Zwar, so die Ministerin, sind für dieses Schuljahr so viele junge Lehrerinnen und Lehrer eingestellt wie von nie. Doch es zeigt sich, dass damit das erklärte Zeil der rot-roten Regierung, der Bildung in der Regierungsarbeit den ersten Platz einzuräumen, noch lange nicht erfüllt wird. Was kann Absolventen bewegen, nach Ostbrandenburg zu kommen, mehr Geld, Verbeamtung, ein gutes kulturelles und soziales Umfeld? Im Wettstreit der Länder um gute Lehrer hat es unsere Region nicht leicht, Berlin wirkt als ein starker Magnet. Nicht nur hier sondern an allen Ecken des durchaus ehrgeizigen Programms der Brandenburger Bildungspolitik fehlt es ganz offensichtlich an den dafür nötigen Mitteln. Jede Unterstützung für das Bildungsressort, so stellt Frau Münch klar, muss den anderen Ministerien abgetrotzt werden. „Leisten wir uns angesichts der angekündigten Kürzungen von EU- und Bundesmitteln in den kommenden Jahren noch zuviel?“ Schließlich frisst allein der Schuldendienst in Brandenburg täglich zwei Millionen Euro! Wie soll unter diesen Druck die Lehrerbildung und – weiterbildung finanziert werden und wie das Projekt „Inklusion“? Auch mit einem mehr an Wissen, ist es kaum zu schaffen, mit 28 Schülern in der Oberstufenklasse das angestrebte Ziel des Miteinander von Kindern mit und ohne Behinderung zu schaffen. Frau Ministerin widerspricht. Für diese Klassen seien nur 23 Schüler vorgesehen, im besonderen Fall vielleicht 25… Die Realität an den Schulen sieht aber offensichtlich anders aus. „Wir brauchen nicht nur Willensbekundungen, sondern Unterstützung“ – die Feststellung findet im Saal ungeteilte Zustimmung. Auch über die Hindernisse durch die„feudalistische Kleinstaaterei“, die Zersplitterung des Bildungswesens in der Bundesrepublik, die damit verbundene Bürokratie ist man sich einig. Der Vater einer Abiturientin fragt nach, warum Berlin in vier Leistungsfächern prüft, Brandenburger aber in fünf . Erst 2017 sollen endlich vergleichbare Abituraufgaben gemeistert werden. Auch der gastgebende Landtagsabgeordnete der LINKEN bestätigt: „Dass sich der Bund gar nicht in die Bildung einmischen soll, das halte ich für falsch.“ An Kritik hat es wahrlich nicht gefehlt bei diesem „Beeskower Gespräch“. Dennoch freut sich die Ministerin über eine neue Einladung nach Beeskow: Das Rouanet- Gymnasium feiert im November ein Jubiläum, es wird 20.