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Für ein lebendiges Judentum – auch im Unterricht

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Religionsunterricht von evangelischer und katholischer Kirche ist seit Jahren in Deutschland Gang und Gäbe. In vielen Bundesländern wird auch in Fächern wie Religion oder Ethik über die großen Religionen allgemein informiert. Dabei wird das Judentum als personell eher kleine Religionsgemeinschaft oft zu wenig berücksichtigt, es hat nur einen kleinen Platz in Schulbüchern oder Bildungsmedien. Daher ist es ein großer Fortschritt, dass die Kultusministerkonferenz und der Zentralrat der Juden Anfang Dezember eine gemeinsame Erklärung verabschiedet haben, in der es um eine stärkere Vermittlung jüdischer Religion, Sprache, Kultur und Geschichte geht.

Die Erklärung benennt einerseits klar die Defizite in der bisherigen Vermittlung des Themas (undifferenziert, verzerrt, verkürzt, kaum sichtbar) und macht andererseits die Ziele einer neuen Qualität der Vermittlung deutlich. Dabei soll es vor allem darum gehen, den Schüler*innen künftig ein authentisches, lebendiges und differenziertes Bild vom Judentum zu vermitteln. Auch der zunehmende Antisemitismus ist ein Grund, warum das jüdische Leben wieder stärker in den Fokus der Schulen gerückt werden soll. Aber es soll eben nicht nur um ein Judentum der Verfolgung und der Shoa gehen, nicht nur historisch betrachtet werden. Es geht auch um aktuelle Entwicklungen von Antizionismus und Judenhass einerseits und vom Wiederaufbau des jüdischen Lebens in Deutschland andererseits.

Dafür bietet laut Erklärung der Unterricht in vielen Fächern zahlreiche Anknüpfungspunkte. Die Erklärung ist aber auch ein Appell, den Unterricht mit lebendigen Zeugnissen des Judentums zu bereichern. Seien es Besuche in Synagogen oder koscheren Restaurants, seien es Gedenkstätten oder Dokumentationszentren der Verfolgung oder seien es Zeitzeugen – auch das Judentum eine Religion des Buches ist, sollte die Vermittlung des Themas auch lebendig sein.

Die Erklärung benennt neben zahlreichen Literaturhinweisen auch Schlussfolgerungen für die künftige Arbeit. Dazu soll es neben Handreichungen für Lehrer*innen und einer Materialsammlung für die Weiterbildung auch eine Fachtagung von Zentralrat und KMK zum Thema geben.

 

Die Erklärung ist ein wichtiger Schritt, um das Judentum stärker wieder in das Bewusstsein der Deutschen zu holen. Dafür ist der Zugang im Unterricht der richtige Weg. Insofern kann die Umsetzung der gemeinsamen Ziele wirklich ein Meilenstein werden. Dafür bedarf es aber konkreter Schritte durch die Länder. Und es bedarf einer stärkeren Berücksichtigung des Themas Judentum auch in der Ausbildung von Lehrer*innen. Erst wenn die Bildungsminister*innen die Umsetzung ernst meinen, kann das jüdische Leben zu der Sichtbarkeit zurückkehren, welches ihm angemessen ist.

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