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Studium braucht mehr als Hörsäle und Labore!

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Wenn es um Investitionen im Bereich Wissenschaft geht, dann ist zumeist die Rede von der Anschaffung von Großgeräten, von Laborausstattung, von Neubau von Seminarräumen und Hörsälen. Das ist nicht falsch, engt aber den Blick auf das, was Studierende während des Studiums brauchen, sehr auf die reine Lehrzeit ein. Aber nicht nur ein leerer Bauch studiert nicht gern – es braucht ein entsprechendes Umfeld, um als Studienort attraktiv zu sein.

Zu diesem Umfeld zählt zu allererst ausreichender und bezahlbarer Wohnraum für Studierende. Hier gibt es dringend Nachholebedarf. Lag die Versorgungsquote von Studierenden mit Wohnheimplätzen 2008 noch bei über 12% bundesweit, liegt sie inzwischen nur noch bei 9,6% – eine dramatische Entwicklung angesichts von parallel rasant steigenden Mietpreisen gerade in den Innenstädten der meisten Hochschulstädte. Das Deutsche Studentenwerk schätzt, dass rund 25.000 Wohnheimplätze zusätzlich benötigt werden und hat dementsprechend Ende 2016 ein Förderprogramm für studentische Wohninfrastruktur im Umfang von 1,5 Mrd. Euro gefordert.

Auch in Brandenburg gibt es hier Handlungsbedarf, wie eine Kleine Anfrage im Landtag von Dezember 2016 zeigt. Zwar gibt es Städte, in denen die Versorgungslage sehr gut ist (z.B. Frankfurt/Oder mit einer Quote von über 21%), aber in Potsdam herrscht ein eklatanter Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Dabei kommt eine solche Infrastruktur nicht nur den Studierenden zugute – bezahlbarer Wohnraum ist für Kommunen insgesamt notwendig. In Brandenburg hat das Land nun gemeinsam mit dem Studentenwerk den Bau eines Wohnheimes in Potsdam-Golm beschlossen, für den das Land 10 Mio. Euro Darlehen bereitstellt.

 

Aber mit dem Wohnen ist es nicht getan – auch andere soziale Infrastruktur wie Mensen, Beratungsräume oder Möglichkeiten der Kinderbetreuung ist an Hochschulen enorm wichtig. Nur mit einem Gesamtkonzept zusätzlich zu den Räumlichkeiten für Studium und Lehre ist ein Hochschulstandort attraktiv. Allein für die Sanierung und den notwendigen Ausbau der Mensen schätzt das Studentenwerk einen Bedarf an 800 Mio. Euro in den kommenden 4 Jahren.

 

Der Bund nimmt seine Verantwortung für die Wissenschaftspolitik in den vergangenen Jahren nur mit Sonderprogrammen im Bereich Exzellenz, Forschung und (zum Teil) für Studienplätze wahr. Aber das ist nicht genug. Es braucht einen Hochschulsozialpakt, mit dem Bund und Länder die notwendige Infrastruktur im Umfeld der Hochschulen schaffen. Ein solcher Pakt ist dringender denn je.

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