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Sprengt die gläserne Decke!

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Vor einem knappen Monat wurde wieder der Internationale Frauentag gegangen, der immer wieder die Gleichberechtigung der Frau betont. Im Alltag aber sieht die Gewährleistung dieses gleichen Rechtes beschämend aus. Während z.B. beim Beginn und beim Abschluss des Studiums der Anteil der Frauen noch bei jeweils rund 50% liegt und er auch bei den Promotionen fast in diese Höhe kommt, ist der Anteil der Frauen an den Professuren immer noch gering. Die gläserne Decke für Frauen in der Wissenschaft ist nach der Promotion sehr massiv. 

Zuletzt hat der Bericht der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) zur Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung wieder ein deutliches Zeichen gesetzt. Zwar hat sich der Anteil von Frauen an den Professuren zwischen 2000 und 2014 von etwa 11% auf nun 22% verdoppelt – ein Grund zur Entwarnung ist das aber noch lange nicht.

Nach der Promotion (Anteil:45%) sinkt die Zahl der Frauen mit Habilitation bereits erheblich ab (28%). Ein kleiner Lichtblick ist immerhin, dass rund 40% aller Juniorprofessuren weiblich besetzt sind. Dennoch: schon in der Qualifikation auf dem Weg zur Professur reduziert sich die Zahl der Wissenschaftlerinnen erheblich.

Bei der Berufung auf einen Lehrstuhl gibt es nochmals einen Unterschied. In der am höchsten dotierten Professur (W3) liegt der Frauenanteil nur bei knapp 18%, bei der W2 bei 22%. Und noch dramatischer ist der Befund bei den weitergehenden Zahlen: in allen Besoldungsgruppen der Professur sind Frauen signifikant öfter befristet und arbeiten öfter in Teilzeit.

 

Aber nicht nur bei der Professur ist die Wissenschaft weit von der Gleichberechtigung entfernt. Auch bei Leitungspositionen geht es deutschlandweit sehr männlich zu. Nur 17% aller Rektor*innen oder Präsident*innen von Hochschulen sind Frauen, immerhin gibt es fast ein Drittel Kanzlerinnen (30%) und auch die Forschungsgemeinschaften bekleckern sich nicht gerade mit Ruhm: die Helmholtz-Gemeinschaft hat mit 19% Frauenanteil in der Führung noch die Nase vorn (Max-Planck 12%, Leibniz-Gemeinschaft 15%, Fraunhofer 4%).

 

Von echter Gleichberechtigung ist die Wissenschaft also leider weit entfernt. Ob daran Maßnahmen wie das Professorinnen-Programm von Bund und Länder etwas ändert bleibt fraglich. Zwar lobt sich die GWK damit, dass durch das Programm zwischen 2008 und 2017 über 500 Frauen berufen wurden und darum wird das Programm auch verlängert. Aber wer für Exzellenz in 5 Jahren 2,7 Mrd. Euro zur Verfügung hat und in der doppelten Zeit gerade einmal ein Zehntel für Gleichberechtigung – der setzt falsche Prioritäten.

Mehr Geld für mehr Professorinnen kann nur ein kleines Puzzle sein. Es braucht tatsächlich strukturelle Veränderungen, um die gläserne Decke in der Wissenschaft zu durchbrechen. Dazu braucht es einerseits bessere Rahmenbedingungen an den Hochschulen, um jungen Frauen nicht die Entscheidung zwischen Kind und wissenschaftlicher Karriere aufbürden zu müssen. „Familienfreundliche Hochschule“ darf nciht nur ein Slogan oder ein Schild an der Tür sein – es muss gelebt werden. Andererseits braucht es aber klare gesetzliche Vorgaben. Dies betrifft ein verbindliches Kaskadenmodell, um den Frauenanteil zu steigern, dies betrifft aber z.B. auch einen höheren verpflichtenden Frauenanteil in Berufungskommissionen.  Es muss mehr getan werden, um auch in der Wissenschaft endlich da hinzukommen, wohin es sich für ein aufgeklärtes, emanzipiertes Land gehört.

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